Stanserhorn Stanserhornbahn
Nach ihrem durchschlagenden Erfolg beim Bürgenstock bauten die Standseilbahn-Pioniere Franz Bucher und Josef Durrer ihr Meisterstück: Die Stanserhornbahn in 3 Sektionen, mit der Gesamtlänge von 3913 m damals ein einsamer Weltrekord:
- 6370.01 Stans - Chälti
- 6370.02 Chälti - Bluematt
- 6370.03 Bluematt - Stanserhorn
Der geniale Erfinder Josef Durrer verwendete hier erstmals die von ihm erfundene Zangenbremse an den Wagen anstelle der teuren Zahnstangenbremse. Das Patent 1732 für diese Fangbremse erhielt er (und Franz Bucher) bereits am 27. Dezember 1889.
Die 1893 noch nicht alltägliche Elektrizität kam vom Kraftwerk an der Engelberger Aa in Buochs, das Bucher und Durrer ebenfalls gleich selber bauten. Über eine Freileitung erreichte der Strom die Antriebe in den Stationen Chälti, Bluematt und auf dem Stanserhorn. Die Behörden in Bern verlangten aber zusätzlich den Einbau von Reserve-Dampfmaschinen in allen 3 Stationen. Im Jahr 1900 wurden diese Dampfmaschinen durch Reserve-Motoren ersetzt.
Die Konzession der Stanserhornbahn lief 1970 ab. Bern verlangte eine komplette Modernisierung oder eine neue Bahn. Unter der Voraussetzung, die Bahn zu sanieren, wurde die Konzession der alten Standseilbahn dann bis 1980 verlängert.
1971 erhielt die Stanserhornbahn eine Konzession für eine moderne Windenstandseilbahn Stans-Chälti und die weltweit erste Luftseilbahn mit drehbarer Kabine als Windenluftseilbahn Chälti-Stanserhorn, beide von Habegger, Thun. Dieses Projekt war aber dann ein grosser Misserfolg (die Bevölkerung wollte die alte Standseilbahn behalten) und nach dem Unglück der Habegger-Windenluftseilbahn Betten Bahnhof FO - Betten Dorf vom 12. Juli 1972 kein Thema mehr.
1973 beschloss der Verwaltungsrat, die oberen 2 Standseilbahnen durch eine moderne Luftseilbahn von Garaventa zu ersetzen und die Standseilbahn Stans-Chälti sanft zu sanieren. Beinahe wäre also auch diese Standseilbahn der Modernisierungswut der 1970er-Jahre zum Opfer gefallen.
Am 16. Juli 2009 fuhr ein Lastwagen auf dem Bahnübergang Schützenmattweg rechtwinklig in den bergwärts fahrenden Wagen der Standseilbahn. Die Bahn war zum grossen Glück ohne Gäste unterwegs. Der Wagenführer wurde vom Wagen geschleudert, blieb aber wie durch ein Wunder unverletzt. Innert 14 Tagen wurde das Untergestell bei Garaventa wieder hergerichtet und die Firma Amstutz Holzbau AG erstellt den nostalgischen Holzaufbau des Wagens neu. Bereits am 31. Juli 2009 konnte der revidierte Wagen an der gleichen Stelle wieder auf das Trassee gesetzt werden. Pünktlich zum Schweizer Nationalfeiertag am 1. August 2009 konnte die Standseilbahn von Bucher & Durrer wieder in Betrieb genommen werden.
Franz Bucher (1834 - 1906) und Josef Durrer (1841 - 1919) sind heute völlig unverständlich in Vergessenheit geraten. Was haben diese zwei Pioniere alles geschaffen! Sie bauten 8 Grand Hotels in der Schweiz, Italien und Ägypten, Parkettfabriken in Kägiswil und Rumänien, Kraftwerke in Buochs / Maroggia / Reichenbach und die 10 Standseilbahnen Lugano-Stazione (1886), Kehrsiten-Bürgenstock (1888), Lugano-San Salvatore (1890), Stans-Stanserhorn (1893), Genua-San Nicolò-Righi (1895), Genua-Zecca-San Nicolò (1897), Reichenbach-Reichenbachfall (1899), Vevey-Mont Pèlerin (1900), Linthal-Braunwald (1907) und San Margherita-Lanzo d'Intelvi (1907). Unglaublich, aber wahr!
Die einzige öffentliche Standseilbahn der Schweiz mit 3 Sektionen wäre auch heute nach 120 Jahren einmalig und ein würdiges Denkmal als Erinnerung an Franz Bucher und Josef Durrer !
Talstation: | Stans Stansstaderstr. 19 (450 m) Karte anzeigen |
Bergstation: | Chälti (712 m) Karte anzeigen |
Länge: | 1547 m |
Anlage: | Standseilbahn mit Ausweiche, Antrieb in der Bergstation, Hersteller Bell |
Wagen: | 2009 Wagen für 40 Personen, Wagengestelle von 1893 |
Eröffnung: | 23.08.1893 |
Stilllegung: | in Betrieb |
Verwendung: | öffentlicher Verkehr |
Videos: | Video Bergfahr 2014 Video Talfahrt 2014 Video Bergfahrt 2020 Video Talfahrt 2020 |
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