Transitgas Standseilbahn Nummer 1 Urweid
Die 164 Kilometer lange Transitgas - Gasleitung führt von Wallbach östlich von Basel quer durch die Alpen bis zum Griespass an der italienischen Grenze. Durch diese Röhre wird das Erdgas von den Gasfeldern in den Niederlanden nach Italien transportiert.
Den genauen Plan mit dem Stollen von Transitgas im Gelände finden Sie auf dieser Karte im Bundesarchiv:
■ https://www.youtube.com/watch?v=ZRTtOdeuCUg
Für diese Alpendurchquerung gibt es zwischen Innertkirchen und der Grenze beim Griespass 5 steile Schrägschächte. Seit 1973 sind dort entlang der Pipeline in Nord-Süd-Richtung die folgenden 5 Standseilbahnen der Mathias Streiff AG in Betrieb:
1) 3862.02 Innertkirchen Innre Urweid Schlagbächli - Grosswald Standseilbahn 1 Urweid
2) 3864.05 Handegg Steinegg - Gelmer Standseilbahn 2 Tschingelmad
3) 3864.06 Chüenzentennlen - Gärstenegg Standseilbahn 3 Gelmer
4) 3999.01 Oberwald Läger - Engi Standseilbahn 4 Oberwald
5) 3988.02 Altstafel Stocke - Mändeli Griessee Standseilbahn 5 Gries
■ Plan Stollen Transitgas mit den genauen Standorten der 5 Standseilbahnen
Im Jahr 2003 wurde diese Standseilbahn komplett erneuert und erhielt einen neuen Wagen und einen neuen Antrieb.
Die Fahrgeschwindigkeit beträgt 0,63 Meter / Sekunde. Es dürfen maximal 6 Personen mitfahren. Das Fahrzeug
mit dem Materialwagen, Personenwagen und Bremswagen fährt seitlich geführt an einer Führungsschiene.
Die Fangbremse befindet sich in diesem speziellen Bremswagen und wirkt auf ein Bremsseil entlang der Strecke.
Da diese Standseilbahn mit gummibereiften Rädern auf einer Betonfahrbahn fährt, sind Zangenbremsen unmöglich.
Bei allen 5 Standseilbahnen befindet sich der spezielle Antrieb und die hydraulische Zugseilspannvorrichtung
(viele Fotos bei der Standseilbahn 3999.01) in der Talstation seitlich von der Standseilbahn.
| Talstation: | Innertkirchen Innre Urweid Schlagbächli (718 m) Karte anzeigen |
| Bergstation: | Grosswald (863 m) Karte anzeigen |
| Länge: | 223 m |
| Anlage: | Standseilbahn 1 Wagen, 1 umlaufendes Zugseil, Antrieb in der Talstation, Hersteller Streiff |
| Eröffnung: | 1973 |
| Stilllegung: | in Betrieb |
| Verwendung: | Industrie Gasleitung Transitgas, nicht öffentlich, 40-50 Fahrten pro Jahr, Fahrzeit 8 Minuten |
| Eingang Tal: | Stolleneingang Stollen zur Talstation Karte anzeigen |
| Eingang Berg: | Stolleneingang Stollen zur Bergstation Karte anzeigen |
| Videos: | Videos der technisch identischen Anlage 3999.01: Video komplette Bergfahrt Video komplette Talfahrt Video genaue Strecke der Gasleitung der Transitgas Transitgas Urweid - SRF Schweiz Aktuell Eingang Min. 1:50 und Mitfahrt Standseilbahn Min. 6:20 |
| Dank: | Ich möchte mich ganz herzlich beim Bundesarchiv in Bern und bei den Staatsarchiven Bern, Luzern und Wallis für die gute Zusammenarbeit bei der Erstellung dieser Dokumentation über die Standseilbahn Transitgas Urweid bedanken. Herzlichen Dank ! |
Die technischen Daten Transitgas Standseilbahnen 1. Generation 1973 - 2003
Es handelt sich um eine einspurige Standseilbahn. Sie fährt auf Vollgummireifen auf einer Betonfahrbahn an einem umlaufenden Zugseil. Das Fahrzeug wird seitlich an einer Führungsschiene geführt. Der Antrieb und die hydraulische Zugseilspannvorrichtung sind bei allen 5 Standseilbahnen in der Talstation seitlich von der Fahrbahn montiert. Von der Talstation aus gesehen befindet sich der Antrieb bei 4 von 5 Standseilbahnen rechts von der Standseilbahn. Nur bei der Anlage Oberwald befindet sich der Antrieb links von der Standseilbahn.
In der Talstation und in der Bergstation befindet sich eine Steuersäule direkt neben dem Einstieg in das Fahrzeug. Hier wird mittels Schlüsselschalter gewählt, ob die Bedienung vom Fahrzeug oder vom Perron aus geschehen soll. Die Bezeichnungen dafür lauten "Fahrzeugsteuerung" und "Perronsteuerung".
- Fahrzeugsteuerung: Bedienung nur vom Fahrzeug aus möglich
- Perronsteuerung: Möglichkeit, das Fahrzeug unbemannt in der einen oder anderen Richtung fahren zu lassen
Bei den Steuersäulen auf den Perrons und im Fahrzeug sind jeweils die Knöpfe "Auf - Ab - Stopp" vorhanden. Im Fahrzeug befindet sich ein zusätzlicher Nothaltknopf.
Vor der Abfahrt ertönt bei jedem Fahrbefehl ein akustisches Signal, das auf die bevorstehende Bewegung des Fahrzeugs aufmerksam macht. Dieses Horn ist in der Talstation und in der Bergstation vorhanden.
Personenwagen der Standseilbahn
Maximale Anzahl Personen 5
Länge 2860 mm
Spurweite 900 mm
Höhe 1650 mm
Höhe ab Fahrbahn 1900 mm
Einstieg Klapptüren unten und oben
Bedienungskasten Auf/Ab/Stopp
Notknopf Stopp
Fahrrollen 4 x Durchmesser 400/80 mm Vollgummireifen
Spurweite 900 mm
Befestigung Zugseil am Fahrzeug mit eingespleisster Seilstruppe
Am Personenwagen ist der sogenannte Vorwagen befestigt. Auf diesem Fahrzeug befindet sich die elektrische Steuerung mit einer induktiven Verbindung zum umlaufenden Zugseil. Der Vorwagen kann auch für kleine Materialtransporte verwendet werden.
Zugseil
Es handelt sich um ein umlaufendes, verzinktes Zugseil "Kreuzschlag rechts" vom Typ "Tru-Lay-Brugg" mit einer Seilseele aus Kunststoff.
- Durchmesser 24 mm
- Anzahl Drähte im Seil 102
- Gewicht per 100 m Seil 202 kg
- Garantierte Bruchlast 36'900 kg
- Sicherheitsfaktor 4,5
Antrieb
- Drehstrom-Käfigläufer-Aufzugsmotor Fabrikat Loher
- Schachtgetriebe Kissling
- Hauptgetriebe Kissling mit einer liegenden Antriebsscheibe
Motor
- Leistung 15 PS
- Drehzahl 1500 Umdrehungen/Minute
- Spannung 3 x 380 Volt
Schaltgetriebe
Das Schaltgetriebe hat 2 Stufen für Personentransporte und Schwerlasttransporte. Die Stufe kann mittels eines Schalthebels, versehen mit einer Sicherheitsschraube, vorgewählt werden.
- Geschwindigkeit Personentransporte 0,62 Meter / Sekunde
- Geschwindigkeit Schwerlasttransporte 0,21 Meter / Sekunde
Hauptgetriebe
Zwischen Elektromotor und dem Schaltgetriebe ist eine Renoldkupplung Grösse 6,25 mit 4 Bolzen eingebaut. An dieser Kupplung ist zusätzlich die Schwungscheibe befestigt. Zwischen Schaltgetriebe und Hauptgetriebe ist eine Renoldkupplung Grösse 7,5 mit 6 Bolzen eingebaut. An dieser Kupplung ist der Zentrifugalschalter für die Überwachung der 15 % Übergeschwindigkeit befestigt.
Das Antriebsrad ist direkt mit dem Hauptgetriebe gekoppelt. Die einrillige Kontruktion hat eine Umschlingung von 1,0 und ist mit Becorit Einlagen gefüttert. Der Durchmesser beträgt 1450 mm.
Hydraulische Steuerung
Um ein sicheres Funktionieren der hydraulischen Anlage zu gewährleisten, ist diese mit zwei unabhängigen Pumpenaggregaten ausgerüstet. Normalerweise fördern beide Pumpen zusammen mit einer Leistung von 2 x 8 Liter / Minute bei 100 atü Oel ins hydraulische System. Beim Versagen der einen Pumpengruppe arbeitet die andere mit doppelt so langer Druckspeicher-Ladezeit weiter. Zusätzlich ist für Revisionszwecke eine Handpumpe eingebaut.
Die Pumpen werden beim Einschalten der Anlage automatisch mittels Schlüsselschalter in Betrieb gesetzt und arbeiten, bis der Druckspeicher gefüllt ist. Die Ladezeit beträgt mit beiden Pumpen zusammen 1-2 Minuten. Ein elektro-hydraulischer Druckschalter meldet den erreichten Maximal-Druck und schaltet die Pumpen ab. Ein weiterer Druckschalter überwacht den minimalen Druckbereich und schaltet die Pumpen bei Bedarf wieder ein.
Zugseil-Spannvorrichtung
Aus Platzgründen hat man eine hydraulische Spannvorrichtung gewählt. Die Verankerung ist so disponiert, dass die Zylinderstange stets auf Zug belastet ist, um keine Durchbiegung zu riskieren. Der komplette Antrieb ist beweglich auf Rollen auf einem Spannwagen gelagert. Dieser Spannwagen ist am hydraulischen Spannzylinder befestigt und bewirkt die notwendige Zugseilspannung.
Umlenkräder und Seiltragrollen
Die Umlenkräder haben einen Durchmesser von 1450 mm. Im Schrägschacht ist alle 40 m eine Seiltragrolle montiert. Der Durchmesser dieser Rollen beträgt 200 mm. Die Tragrollen für das Zugseil sind im Bereich der Wasserrigole an der Konsole der Metalltreppenkonstruktion festgeklemmt. Die Tragrollen für das Rückführseil sind auf der Schachtsohle rechts von der Fahrbahn festgeschraubt. Die Rollenfütterung besteht aus Gummi. Sie weist genügend elektrische Isolationsfähigkeit auf, um die induktive Fernsteuerung zu ermöglichen. Die Rollen sind mit Kugellagern versehen. Rollenkern und Rollenflansch sind aus Leichtmetall gefertigt. Zur Führung des Seils im Bereich des Schachtkopfes sind Rollenbatterien montiert.
Betriebsbremse
Die Bremsung erfolgt durch Federkraft. Mit einem Hydraulikzylinder wird die Bremse entlastet. Die Stellung der Bremse wird mit einem Endschalter überwacht. Bei Netzausfall oder bei einer Störung am hydraulischen System fallen die Bremsen sofort ein.
Die Bremsbeläge sind aus speziellem Material ohne Metalleinlagen, um Funkenbildung zu verhüten. Die Betriebsbremse kann bei Netzausfall handbetätigt werden. Der Betriebsbremsenzylinder wird über Elektromagnetventile gesteuert. Der Bremsbefehl erfolgt in jedem Fall elektrisch. Aus Sicherheitsgründen sind zwei Ventile vorhanden, so dass beim Ausfall des einen Ventils die Bremse trotzdem gesteuert werden kann.
Die Betriebsbremse fällt ein:
- bei Endstellung der Bahn in der Berg- und Talstation
- bei Anhalten auf der Strecke
- bei Netzausfall
- 10 % Uebergeschwindigkeit
- beim Ansprechen eines Überwachungsendschalters
- bei einer Störung der Hydraulik
- beim Einfallen der Sicherheitsbremse
Die Betriebsbremse öffnet nur, wenn:
- alle Überwachungsschalter freigegeben sind
- die Hydraulik in Ordnung ist
- die Stromzufuhr in Ordnung ist
Sicherheitsbremse
Die Sicherheitsbremse wirkt als Scheibenbremse direkt auf das Antriebsrad. Sie wird automatisch ausgelöst durch das Fliehgewicht an der Kupplung zwischen Motor und Schaltgetriebe bei 15 % Übergeschwindigkeit. Durch einen rot markierten Hebel kann die Sicherheitsbremse auch von der Perronsteuerung aus manuell ausgelöst. Bei Störungen an der Hydraulik fällt die Sicherheitsbremse automatisch ein.
Die Sicherheitsbremse fällt ein:
- 15 % Übergeschwindigkeit
- manuelle Auslösung
- bei einer Störung der Hydraulik
Fangbremse
Die erste Generation der Transitgas Standseilbahnen 1973 - 2003 hatte keine Fangbremse an den Wagen !
Die technischen Daten Transitgas aktuelle Standseilbahnen seit 2003
Neue Bedienelemente im Fahrzeug und in den Stationen:
- Steuerung "Ein" - Auf - Ab - Schneller - Langsamer - Stopp (Anhalten) - Not-Stopp mit dem rastenden Pilz-Taster
Übersicht
- Einspurige Standseilbahn mit Betonfahrbahn und einem umlaufenden Zugseil
- Spurweite 900 mm
- Antrieb und hydraulische Zugseilspannvorrichtung in der Talstation
- Fahrzeug seitlich geführt an Führungsschiene
- Standseilbahn überwacht auf Übergeschwindigkeit und Schlaffseil
- Fangbremse am Bremswagen
Betriebliche Angaben
- Fahrgeschwindigkeit 0.63 m/s
- Nutzlast Personenwagen max. 6 Pers / 480 kg
- Nutzast Materialwagen max. 400 kg
- Nutzlast Total max. 700 kg
Personenwagen
- Aussenmasse 4332 mm x 1048 mm
- Laufräder 4 x Durchmesser 400 mm, Polyurethanbandage
- Nutzlast max. 6 Personen / 480 kg
Materialwagen
- Aussenmasse 2881 mm x 1048 mm
- Laufräder 4 x Durchmesser 400 mm, Polyurethanbandage
- Nutzlast max. 400 kg
Bremswagen
- Aussenmasse 2565 mm x 1038 mm
- Laufräder 2 x Durchmesser 400 mm, Polyurethanbandage
Der Bremswagen enthält die komplette Mechanik:
- Seilendbefestigung mit Schlaffseilauslösung der Fangbremse
- Übergeschwindigkeitsauslösung der Fangbremse
- Handauslösung der Fangbremse
- Fangbremse mit Hydraulik
Fangbremse
Der Bremswagen ist mit einer Fangbremse ausgerüstet, die auf das Bremsseil wirkt. Die Bremskraft wird durch Tellerfedern erzeugt. In der Normalstellung werden die Bremsen mit einem Hydraulikzylinder offen gehalten.
- Backenbremse
- Federbetätigt, auf Bremsseil wirkend, hydraulisch gelüftet
Auslösung der Fangbremse
- Übergeschwindigkeit
- Schlaffseil
- Handauslösung
- Druckverlust in der Hydraulik
Übergeschwindigkeitsauslösung
An der ersten Stirnradwelle des Getriebes ist ein Zentrifugalschalter angebaut. Im Gehäuse des Zentrifugalschalters wird ein Fliehgewicht mit Auslösebolzen durch Federkraft zurückgehalten. Wird die mit zunehmender Drehzahl steigende Zentrifugalkraft grösser als die einstellbare Federkraft, betätigt ein Schalthebel das angebaute Hydraulikventil. Diese Ventil lässt die Sicherheitsbremse einfallen.
Schlaffseilüberwachung
- mechanisch, federvorgespannt, beidseitig wirkend
Zugseil
Das Zugseil ist beim Fahrzeug am Bremswagen talseitig und bergseitig mit einer Keilendklemme befestigt. Im Schachtkopf wird das Zugseil durch zwei fest verankerte Umlenkscheiben geführt.
- Durchmesser 24 mm, Kreuzschlag rechts, verzinkt, Lieferant Fatzer
- Bruchlast 36'900 kg
Bremsseil
Das Bremsseil dient zum Auffangen des Fahrzeuges im Ereignis eines Zugseilrisses mittels Fangbremsung.
Das Bremsseil ist im Schachtkopf über eine Feder abgespannt und mittels Endschalter überwacht. Die Überwachung dient zum zusätzlichen Abschalten des Antriebes.
Im Schachtfuss ist das Bremsseil mit einer Feder vorgespannt und ebenfalls überwacht.
- Durchmesser 18 mm, verzinkt
- Lieferant Fatzer
- Bruchlast 31'900 kg
Antrieb
Alle Elemente des Antriebes sind in der Talstation plaziert. Der Antrieb besteht aus einer einrilligen Antriebsscheibe, der Betriebs- und Sicherheitsbremse, dem Kegel-Stirnradgetriebe sowie dem Antriebsmotor.
Antriebsmotor
Als Antriebsmotor wird ein Dreiphasen-Asynchronmotor von ABB verwendet, der von einem Frequenzumrichter gespiesen wird.
- Asynchronmotor ABB
- Drehzahl 1470 Umdrehungen/Minute
- Spannung 3 x 400 Volt
Elektrische Antriebseinheit
Vier-Quadrant-Frequenzumrichter ABB ACS 611-0040-5
Zugseil-Spannvorrichtung
Die Spannkraft für das Zugseil wird durch die hydraulische Spannvorrichtung auf dem Spannwagen in der Talstation aufgebaut.
- Hydraulik Hagenbuch
- Aggregat Bosch Rexroth
- Sicherung Spannwagen mechanisch mit Kette und Sperrklinke
Betriebsbremse
Die Betriebsbremse ist eine hydraulisch gelüftete Federkraftbremse, die direkt auf die Antriebsscheibe wirkt.
Die Betriebsbremse fällt ein, wenn:
- ein „Not-Aus-Befehl“ ausgelöst wird durch die Steuerung
- eine Nothaltetaste gedrückt wird
- die elektrische Übergeschwindigkeit von 110 % erreicht wird
- die Netzspannung ausfällt
Sicherheitsbremse
Die Sicherheitsbremse ist gleich aufgebaut wie die Betriebsbremse.
Die Sicherheitsbremse fällt ein, wenn:
- die Notstopp-Taste am Steuerschrank oder auf dem Hydraulikaggregat gedrückt wird
- die Verzögerungsüberwachung der Betriebsbremse anspricht
- die mechanische Übergeschwindigkeit von 130 % erreicht wird


















